Vor 86 Jahren brannten in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 die Synagogen im Deutschen Reich. Organisierte Schlägertrupps und ein aufgebrachter Mob zerstörten jüdische Geschäfte, setzten Gotteshäuser und andere Einrichtungen in Brand. Tausende Jüdinnen und Juden wurden misshandelt, beraubt, verhaftet oder getötet. Auch in Cottbus brannte die Synagoge bis auf die Grundmauern nieder, Geschäfte wurden geplündert, der Friedhof geschändet.
Aber die Pogromnacht war nur ein erster Höhepunkt der Verfolgung der Deutschen jüdischen Glaubens. Seit der Machtergreifung 1933 gab es Boykottaufrufe gegen jüdische Geschäfte, Berufsverbote, Ausschluss aus dem kompletten öffentlichen Leben, Schüler wurden der Schulen verwiesen entsprechend der durch die Nazis erlassenen Gesetze. Viele Ausgeschlossene und Oppositionelle saßen auf gepackten Koffern und versuchten Visa zu erlangen, um das „Reich“ verlassen zu können. Nicht vielen Verfolgten gelang das. Die Kofferberge in den Vernichtungslagern zeigen, für Millionen führte die Reise in den Tod.
„Auf gepackten Koffern“ sitzen heutzutage viele Menschen in vielen Ländern. Auch heute stehen Verfolgungen aufgrund der Religionszugehörigkeit, der politischen Einstellung oder des Geschlechts auf der Tagesordnung. „Bei der derzeitigen politischen Diskussion um Zuwanderungszahlen und Asylberechtigte wird oft vergessen, dass verzweifelte Menschen sich mit nichts auf den Weg machen als das, was in einen „kleinen Koffer“ passt. Daran soll unsere bescheidene Installation erinnern“, so Wolfgang Wiehe vom Cottbuser Aufbruch.
Der Cottbuser Aufbruch lädt zusammen mit dem DGB Südbrandenburg zum Gedenken am 9. November von 10:30 bis 13:00 Uhr auf den Platz am Stadtbrunnen ein.
Um 11 Uhr werden die Tanzwerkstatt Golde Grunske, die Literaturwerkstatt im Gladhouse und Generation e das Gemeinschaftsprojekt „Sara und Ich“ performen, eine Choreografie des Miteinanders.
Foto: Ruine der Cottbuser Synagoge (Stadtarchiv Cottbus)